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Indigo – oder als die Färber noch blau machten


Bei den alten Ägyptern trugen nur die Pharaonen mit Indigo gefärbte Kleider. Seit der tiefblaue Farbstoff jedoch auch chemisch hergestellt wird, kann man ihn sich leisten und die Blue Jeans gelten heute als weltweit beliebteste Hose überhaupt.

Text von Anita Friedlin Stahel, erschienen in Mozaik, Oktober 2014

Seit der Antike gilt Indigo, der nach seiner Heimat Ostindien genannte tiefblaue Farbstoff, als König der Farbstoffe. Im Mittelalter gewann man Indigo in Westeuropa aus Färberwaid, einer Blütenpflanze aus der Familie der Kreuzblütler. Die asiatische Indigo-Pflanze lieferte jedoch eine dreissigfache Farbstoffmenge im Vergleich zur Färberwaid, so dass der Anbau in Europa im 17. Jahrhundert unrentabel wurde. Mit der Gründung der ostindischen Handelsgesellschaft im Jahre 1602 durch die Holländer, begannen die holländischen Seefahrer nämlich Indigo regelmässig aus Indien zu importieren.

Die Farbstoff tragenden Indigofera-Pflanzenteile werden zur Blütezeit abgeschnitten und in grossen Behältern mit Wasser bedeckt der Gärung überlassen. Aus dem wasserlöslichen, noch gelben Farbstoff Indigo wird durch Oxidation mit Luft dunkelblaues wasserlösliches Indigo. Dieses wird nach der Trocknung in Blöcke geschnitten und in den Handel gebracht. Zum Färben werden die Indigoblöcke pulverisiert und mit einem so genannten Reduktionsmittel wieder in die ursprüngliche wasserlösliche und gelbe Form gebracht. Bis ins 19. Jahrhundert wurde dafür insbesondere Urin verwendet. Der im Wasser gelöste Farbstoff wird Küpe genannt, nach dem Bottich, in dem gefärbt wird. In diese Küpe werden die Textilien getaucht und – vorerst – knallgelb gefärbt. Die Stoffe werden dann zur Oxidation des Farbstoffs auf eine Wiese an die Sonne gelegt, wo das Indigo durch die Rasenbleiche oxidiert wird und sich fest mit der Faser verbindet. Da die Färber seinerzeit während dieses Trocknungsvorgangs nichts zu tun hatten, ist die These aufgekommen, dass hieraus das umgangssprachliche „blau machen“ für „ohne triftigen Grund der Arbeit fern bleiben“ entstanden sei.

Indigo-Laboratorium der BASF um 1900 Foto: BASF

Das Jahr 1878 brachte die Wende im Handel mit Indigo, da dem deutschen Chemiker Adolf von Baeyer die erste künstliche Herstellung von Indigo gelungen war. Noch war die chemische Ausbeute gering, der Erfolg blieb aus, das Verfahren musste von BASF und Hoechst weiter entwickelt und patentiert werden, bis es BASF schliesslich kommerziell 1897 herstellen konnte. Die Vorteile der synthetischen Indigogewinnung sprachen für sich: farbkräftige Ergebnisse, leichtere Dosierung, keine Ernteabhängigkeit und keine wechselnden Farbqualitäten.

Auf diese Entwicklung stellte sich auch der Basler Unternehmer Johann Rudolf Geigy-Merian ein. Er hatte sich zwar im Areal Rosental an einer Fabrik zur Verarbeitung von Farbhölzern beteiligt, als er sie jedoch kaufen konnte, baute er dort sofort eine erste Fabrik zur Herstellung künstliche Farbstoffe. 1899 entwickelte sein Chemiker Traugott Sandmeyer ein eigenes Verfahren zur Indigosynthese. Dieser Erfindung folgten zahlreiche weitere. Damit legte Sandmeyer den Grundstein der Firma Geigy zum Chemischen Grossunternehmen. Auch der Firma Bindschedler, die später in der Ciba aufging, gelang es, ein eigenes Verfahren zur Indigosynthese zu entwickeln.

Um 1900 gab es für Indigo einen riesigen Markt. Es wurden Waffenröcke, Matrosenuniformen und blaue Arbeitskleidung der Arbeiter mit diesem Farbstoff gefärbt. Ganz besonders profitierte Levi Strauss von Indigo für seine 1873 erfundenen Jeans. Die genieteten Arbeitshosen wurden zum Verkaufsschlager in Kalifornien, weil die Goldgräber und Minenarbeiter ihre Werkzeuge darin mittragen konnten. Der Name Blue Jean stammt von „bleu de Gênes“, blauer Stoff aus Genua. Er wurde 1920 in den USA zur offiziellen Bezeichnung der wohl beliebtesten Hose der Welt. Amerikanische Soldaten brachten die Jeans nach dem zweiten Weltkrieg nach Europa. Filmstars wie James Dean und Marlon Brando machten sie bekannt. In den 1950er Jahren entdeckten Jugendliche die Jeans als Symbol des Protests gegen Tradition und Autorität.

Erste Synthese von Indigo um 1900 Foto: BASF

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