Paul Matticks Verständnis der Konjunkturzyklen


Die kapitalistische Entwicklung ist eine beständige Abfolge von Krisen und Aufschwüngen. Das System ist quasi in einer permanenten Krise, bedingt durch Zwang nach Expansion in Folge der konkurrenzierenden Kapitalien auf der Jagt nach Kapitalakkumulation, bis kein Profit mehr raus zu schlagen ist. Dieser Zwang führt zu Überproduktionen und Preiszerfall, was die Kapitalakkumulation verhindert; d.h. die Überführung von Mehrwert aus der Produktion in neues produktives Kapital gelingt nicht mehr.

Jedes Unternehmen agiert individuell ohne Kenntnis der gesellschaftlichen Produktion weltweit. In industriell stark entwickelten Ländern ist schneller und leichter eine Überproduktion von Kapital möglich, da sehr viel Kapital vorhanden ist. Die geographische Ausdehnung stösst an nationale oder supranationale Grenzen. Länder oder Länderverbünde versuchen ihre Schwierigkeiten auf Kosten anderer Länder oder Verbünde zu lösen.

Die Krise wird nicht nur durch die Rationalisierung und Restrukturierung der Wirtschaft überwunden; auch die gesellschaftlichen und politischen Strukturen werden neu zusammengesetzt.

Die Krise enthüllt die Diskrepanz zwischen der materiellen Produktion und der Wertproduktion.

Die Krise kündet sich an durch die sinkende Akkumulationsrate, durch die Überproduktion von Waren, durch grössere Arbeitslosigkeit.

Die Krise kann von einem Sektor auf die gesamte Wirtschaft überspringen.

Die Krise spiegelt nicht die reale Situation: im Boom sind es übersteigerte Erwartungen in Gewinne und Profite, während im Abschwung übersteigerte Ängste vor Verlusten sich breit machen. Beide subjektiven Haltungen beschleunigen die jeweilige Entwicklung.

Die Krise schleicht sich an oder offenbart sich in einem lauten Krach.

Die Krise ist nur der Punkt, an dem der Wechsel Aufschwung, Krise wahrgenommen wird.

Die Krise ist immer begleitet von einer Ãœberproduktion von Waren.

Die Krise der Produktion ist auch eine Krise der Finanzen wegen der ruinös tiefen Preisen.

Die Krise führt aber zu neuen Ausgangsbedingungen der Mehrwert-Abschöpfung.

Viele Unternehmen werden in der Krise vernichtet.Danach herrschen konzentriertere Kapitalien über grössere Märkte. Die Lohnkosten sind tiefer.

Es folgen Investitionen in technologische Innovationen für mehr Output bei weniger Kosten, was die Konkurrenz zu gleichem Tun zwingt.

Aber erst wenn es gelingt, genügend Kapital in geeignete Verfahren ein zu bringen, für einen Output bei gesichertem Absatz zu Preisen, die eine Abschöpfung von Mehrwert erlauben, erst dann lohnt sich der Einsatz und die Konkurrenz kann auf Distanz gehalten werden.

Auch die Zirkulation der Waren verbessert und erleichtert die Produktion von Mehrwert. Die Löhne steigen, mehr Menschen arbeiten wieder, auch in weniger profitablen Sektoren.

Solange die Produktivitätssteigerung stärker ist als die verbesserten Arbeitsbedingungen, solange ist die Akkumulationsrate unangefochten.

Jeder Aufschwung geht höher und weiter. Es sind weniger Kapitalisten im Verhältnis zum gewachsenen Kapital im Spiel, auch wenn in absoluten Zahlen es mehr Kapitalisten gibt. Das gleiche gilt für die Arbeiter.

Es geht 3 Schritte voraus und dann zwei Schritte zurück.

Die Selbsterweiterung des Kapitals ist der entscheidende Faktor. Preisänderungen werden unbedeutender.

Das Wertgesetz verlangt nach einer fundamentalen Krise als 'Heilungsprozess' für die Existenz des Kapitals.

Nur 'dynamische' Gleichgewichte (und keine des Marktes) gibt es für die erfolgreiche Akkumulation. Aber das Ungleichgewicht zwischen Bedarf und Profit bleibt bestehen.

Gegentendenzen zum Fall der Profitrate
Mehr technologische Neuerungen bringen mehr Profitabilität mit sich, aber auch weniger hohe Investitionen in die Produktionsmittel, wenn diese nun effizienter geworden sind.
Kapital- und arbeitssparende Innovationen bremsen so den Fall der Profitrate.

Die Arbeitswert-Theorie
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Quelle: Paul Mattick, Marx und Keynes, Grenzen des "gemischten Wirtschaftssystems", Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt, 1971 - Das Buch als PDF

Kategorie.HistWissenschaft

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